Basilikata – Auf in den Süden!
Mit dem Mountainbike von Maratea nach Matera.
 
 
   
Fahrleistungen gesamt:
499 km, 10.640 hm in 8 Etappen
 

Basilikata (Lukanien) – Die Entdeckung der Einsamkeit!

Immer wieder fragen wir uns, wo genau die wahren Kraftquellen liegen, die einen Urlaub, trotz körperlicher Anstrengung, zur Erholung werden lassen. Wir haben uns auf die Suche gemacht und weit weg von endlosen Autoschlangen, quirligen Strandpromenaden und übervollen Touristen-Trattorias in denen der Urlauber, wenn nicht abgezockt, doch wenigstens abgefüttert wird, einen Flecken Italien gefunden, wo das einfache Leben noch real ist.

Basilikata, die Entdeckung der Einsamkeit und der Freundlichkeit!
Die Basilikata liegt ganz im Süden des italienischen Stiefels. Eingeklemmt zwischen Kalabrien und Apulien hat es nur minimalen Meerzugang. An der Westküste sind das nur ca. 20 km, im Südosten am Ionischen Meer ca. 37 km. Dennoch kann man hier, nur 200 km südöstlich der pulsierenden Metropole Neapel, einen der schönsten Küstenabschnitte am Tyrrhenischen Meer in seiner ursprünglichen Form genießen. Eine Küstenstraße mit prachtvollen Ausblicken garantiert Augenschmaus und volle Fotoalben. Im Gegensatz zur weltberühmten Amalfiküste gibt es hier aber sehr wenig Verkehr und Touristen. Vor allem durch die engen Gassen, den schmalen Straßen und der fehlenden Großhotel-Infrastruktur blieb die Region bislang vor Massen-Tourismus verschont. Dadurch und aus dem Umstand, dass es so gut wie keine Industrie gibt, zählt die Basilikata jedoch zu den ärmsten Regionen Italiens. Die Abwanderung der Lucaner in die größeren Städte im Norden Italiens und die Auswanderung nach Amerika, Deutschland oder Australien ist nach wie vor groß.

Als Tourist wohnt man in den ländlichen Gebieten der Basilikata bevorzugt in Bed & Breakfasts oder in einfachen Albergos bzw. Locandas. In Aliano waren wir in einem Privathaus und somit mitten im italienischen Alltag einquartiert. Man hatte das Gefühl jeden Augenblick muss Marcello Mastroianni mit Sophia Loren am Arm um die Ecke kommen. Irgendwie fühlte sich das wie ein Zeitsprung an.

Ein Reservieren von Quartieren ist nur in der Hochsaison nötig. Essen geht man in die Trattoria oder ein einfaches Ristorante. Meist kocht die Mama und die gesamte Familie ist in irgendeiner Form in den Betrieb involviert. Serviert wird was Garten und Wald bieten und was dem Chef selber schmeckt. Dazu gereicht wird Brot aus dem Holzofen und heimischer Wein. Obwohl wir einige Male recht guten Weißwein getrunken haben, wird doch hauptsächlich der typische dunkelrote Aglianico aus dem Vulturegebiet serviert. Wir haben immer nach dem Tipp des Capos oder der Mama gefragt und bekamen immer köstliche und sehr typische Gerichte des jeweiligen Dorfes und Städtchens auf den Tisch. Man kann sagen, es war eine Schlemmerreise durch die Basilikata. Nicht mit 7 Gängen kleiner Tütüs auf riesigen Tellern, sondern ehrliche italienische Hausmannskost vom Feinsten. (Da fällt mir gleich das fantastische Sugo von Mama Isabella in Accettura ein. Schmatz!!!) Das Strahlen in den Augen der Köche und die Freude darüber wenn es uns geschmeckt hatte, war ohnegleichen.

Wo wir schon bei der Freundlichkeit wären. Obwohl immer wieder betont wurde, dass die Lukaner (Eigenbezeichnung der Basilikater) zwar freundlich, doch im ersten Schritt etwas zurückhaltend wären, haben wir das Gegenteil erlebt. Wir hatten das Gefühl uns fliegen die Herzen der Menschen zu. Sobald man Kontakt aufnahm, wurde gefragt, geplaudert, gelacht, gestaunt und diskutiert! Endlich war mal was los um das einfache tägliche Einerlei zu unterbrechen. Wir fühlten uns willkommen und gut aufgehoben. Unsere Bikes abzusperren sparten wir uns ab dem zweiten Tag. Ständig wurde uns versichert dass hier nichts gestohlen werde, es seien ja schließlich alles Freunde und Bekannte. Und genau so war es auch.

Von Maratea nach Matera war eine sehr eindrucksvolle Reise mit den Mountainbikes auf kleinen, nahezu verkehrsfreien Nebenstraßen und Wegen, die durch sehr unterschiedliche Landschaftsformen führte. Dunkle Wälder mit frei lebenden Schweinen, Hirschen, Stachelschweinen, Hasen und Co. Durch das Gebirge der Dolomiti Lucane, durch Karstlandschaft in den Calanchi um Aliano und dazwischen toskanisch anmutende Kulturlandschaften mit abgeernteten Feldern, Olivenhainen, Feigenbäumen, Granatäpfeln und Weintrauben.

Zum Schluss unserer Tour machten wir noch eine Pilgerfahrt auf den Hausberg Marateas, den 600 m hohen Monte San Biagio, zu der 22 m hohen Christus-Statue "Il Redentore" um uns für die wirklich gelungene Reise zu bedanken. 1965 zur Belebung der Region vom italienischen Bildhauer Bruno Innocenti aus weißem Carrara-Marmor geschaffen, tront die riesige Statue eindrucksvoll und allgegenwärtig über Maratea. Fast ebenso beeindruckend ist die Panoramastraße, die in zahlreichen Serpentinen und auf schwindelerregenden Betonstelzen zum Christo hinaufführt. So intensiv und hautnah kann man ein Land nur zu Fuss oder vom Fahrrad aus erleben.

 
 

Die Highlights:
Beindruckender Ausblick:Von der 22m hohen Christusstatue „Il Redentore“ auf dem Mt. San Biagio 600m über der Küste von Maratea.

Unglaublich: Die nahezu verkehrsfreien Straßen auf denen unsere Tour verlief. Ein ideales Revier für Radfahrer.

Urigste Übernachtung: In einem Privatquartier in einer engen Sackgasse in Aliano, wurden wir Teil einer anderer Welt.

Matera, und dessen außergewöhnliche Altstadt, besonders sehenswert sind die Höhlensiedlungen, die "I Sassi di Matera" genannt werden, diese wurden 1993 von der UNESCO unter Denkmalschutz gestellt.

Natur pur: Die Calanchi bei Aliano, eine beeindruckende wüstenähnliche Märchenlandschaft aus Tuffstein und Lehm, die durch ihre Stille noch mehr unter die Haut geht.

Tierisch: Nicht nur zum Essen herrlich, sondern auch ein ungewöhnlicher Anblick mitten im Wald - die in den Eichenwäldern von Accettura frei lebenden Hausschweine.

 
Fazit:Auf Grund der nahezu verkehrsfreien Nebenstraßen, ist die Basilikata ein ideales Revier für starke Tourenfahrer und Mountainbiker, die auch mal auf schmalen Asphaltstraßen die Landschaft erkunden wollen. Wir haben manchmal stundenlang kein Auto gesehen. Die Region ist sehr gebirgig und man sollte vor längeren Steigungen und teilweise steilen Anstiegen nicht zurückschrecken.
Beste Reisezeit sind Frühling (Mai - Juni) und Herbst (September - Oktober).
 

Unseren Dank richten wir an:

Maria und Franca Fiori für ihre spontane und besonders gastfreundliche Einladung zum Kaffee im Niemandsland um San Severino Lucano.

Mama Isabella und Sohn Mario vom Ristorante Locanda Pezzolla in Accettura für allerbeste kulinarische Rundum-Betreuung und sehr, sehr nettes Geplauder über Spezialitäten der Region, gutes Essen, die beste Pasta und Gott und die Welt.

Federico Valicenti, Küchenchef im "Luna Rossa" in Terranova di Pollino, für seine außergewöhnliche Küche, seine ausführlichen philosophischen Erläuterungen zum Thema "Einfache genussvolle Küche". Vielen Dank für das persönlich gewidmete Kochbuch, das wir auf eigenem Rücken mit nach Hause schleppten! Toll war auch die Anregung eines Umweges über San Paulo Albanese, um die alten Damen in ihren albanischen Trachten zu sehen. Die zusätzlichen 350 Höhenmeter haben sich wirklich gelohnt!
Lunarossa hier...
Federico kocht eine Ciambottellla hier...

Bed&Breakfast Dolce Dorme in Terranova di Polino für das außergewöhnlich tolle Quartier und die führsorgliche Aufnahme.

Dem jungen Poeten vom Palazzo dei Poeti in Tursi- Rabatana für das wundervolle, geschichtsträchtige Quartier, das sensationelle Essen und die alles toppende und sehr unterhaltsame Lesung von Gedichten im Tursi-Dialekt. Auch wenn wir kein Wort verstanden haben.

Der netten Dame und ihrer Mutter auf der Piazza del Duomo in Matera für den wertvollen Tipp zur Trattoria Lucana!

Dem Capo des Sassi-Hotel in Matera und der Patrona in der Locanda L´Orto für die freundliche Unterstützung bei der Suche nach einem Transporteur, der uns und unsere Räder von Matera nach Maratea zurück bringt.

Den beiden Zwillingsschwestern (Küche und Service) in der Locanda L`Orto di Lucania die den verregneten Tag mit ihrer köstlichen Küche und dem aufmerksamen Service doch noch zu einem guten Ausklang verhalfen.

BOBO und seiner Nadja für eine unvergessliche Auto-Irrfahrt von Matera nach Maratea.
Gut dass wir Joe und eine Karte mit hatten. Next time with navigation!

Dem Capo von der „Villa degli Arancia“ in Maratea, für seinen tollen Restaurantipp (Da Cesare), die Weiterempfehlung seines Friseurs "da Mario" und den Supermarkt mit Gelsenspray (Papa Leo).

Dem lustigen Gemüseverkäufer in Aquafredda für die besten roten Zwiebeln aus Tropea.

All den Bar-Frauen und Bar-Männern, die uns immer wieder den besten Cafè und Cappuccino Italiens servierten und uns nebenbei über alles wichtige im Ort informierten.

Sally-Joe und Ralph Augustin aus Minnesota, die wir bei der Christusstatue in Maratea beim Fotografieren kennengelernt haben, und mit denen und deren Tochter Hannah uns mittlerweile eine wunderschöne Freundschaft verbindet.

Unserem Freund und Mitstreiter Bernhard – der uns mit seinem ausgezeichneten Italienisch, dem Gespür für Spezialitäten, mit Witz und Charme, von früh bis spät, so manche Türen (auch Küchentüren) geöffnet hat!

Unserem Freund Wolfgang – der in etlichen Tag- und Nachtschichten und mit großem Engagement aus unseren Fotos und Filmchen unvergessliche Reiseerinnerungen gestaltet.

Der ganzen Basilikata – Ihr seid ein fröhliches, offenes Völkchen, das uns herzlich aufgenommen hat, obwohl wir ein bisschen verrückt sein müssen, wenn wir mit dem Rad durchs Land fahren, wo es doch Autos und Straßen gibt. Wir umarmen euch innig!

Mela & Joe