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Kalabrien – Entlang der Küste!
Von Matera nach Reggio di Calabria
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Fahrleistungen gesamt:
400 km, 4.600 hm in 4 Etappen |
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Kalbarien – Entlang der Küste von Matera nach Reggio di Calabria!
Anfang November. Es ist kalt, feucht und nebelig - richtiges Novemberwetter halt. Ende Oktober war ich noch mit dem Bike in den Voralpen unterwegs, bei Prachtwetter, immer über dem Nebel, doch das ist Geschichte. Ich sitze im trüben Perchtoldsdorf und es beginnt leise zu regnen. Meine Laune nähert sich dem Tiefpunkt, als mir Bernhard den rettenden Vorschlag macht, dem nasskalten Herbst in den Süden Italiens zu entfliehen. Der Wetterbericht verspricht stabiles Hochdruckwetter und so sind wir schon zwei Tage später auf dem Weg nach Maratea in der Basilicata, von wo aus wir im September zu unserer „Basilicata – Durchquerung gestartet sind.
Wir schreiben den 8. November und trotz stabiler Wetterlage ist uns klar, dass eine Tour durch das gebirgige Landesinnere klimatisch einfach nicht mehr drin ist. Also halten wir uns an das Ersatzprogramm entlang der Küste, welches auch einiges an interessanten Städtchen und Landschaften verspricht. In 3 Tagen entlang der Küste, von Maratea nach Reggio di Calabria - ans Zehenspitzel des Stiefels, Plus ein Tag zur Erkundung des Hinterlandes von Tropea.
Kalabrien, Basilikata und Apulien sind die drei südlichsten Regionen Italiens. Während Apulien den Stiefelabsatz darstellt und die Basilikata eingekeilt zwischen Apulien und Kalabrien nur wenige Kilometer Meerzugang aufzuweisen hat, bildet Kalabrien bildlich gesprochen die Stiefelspitze und kann sich über viele Kilometer Küste am tyrrhenischen und Ionischen Meer freuen. Dementsprechend gibt es hier Tourismus, endlose Strände, beschauliche Buchten und Hotels, die aber zu dieser Jahreszeit eher im Dornröschenschlaf liegen. Umso besser für uns.
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Als wir bei herrlichem Wetter, am Freitag 09.11. nachmittags Maratea erreichen, sind wir nach eineinhalb Tagen im Auto schon hungrig endlich auf unsere Räder zu kommen. Schnell wird in der Villa degli Aranci eingecheckt und fast sofort starten wir zu einer Aufwärmrunde auf den 605 m hohen Mt. San Biagio, auf dessen Gipfel die 22 m hohe Christusfigur „Il Redentore“ im sanften Nachmittagslicht auf uns zu warten scheint. Den Gipfel erreichen wir dann kurz vor Sonnenuntergang. Besser hätten wir den Auftakt zu dieser Reise nicht timen können.
Statt im nebeligen, trüb-nassen Wien zu hocken dürfen wir bei 18 Grad von diesem beeindruckenden Aussichtspunkt die Sonne im Meer versinken sehen. Ein wirklich schöner Beginn unseres Abenteuers und so feiern wir gleich mal bei einem herrlichen Fischmenü im „da Cesare“ unsere Abenteuerlust, bevor wir in unsere kalten Betten fallen. Draußen hat es auf 15 Grad abgekühlt und im Zimmer ist es auch nicht viel wärmer.
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Am nächsten Tag starten wir um 8:30 Uhr zur unserer ersten Etappe. Entlang der wunderschönen Steilküste radeln wir bei prächtigen Ausblicken Richtung Calabrien, dessen Grenze wir nach 10 km, beim Fiume Noce erreichen. Immer wieder verlassen wir die Küstenstraße um auf kleine Regionalstraßen auszuweichen und der Küste näher zu kommen. Am Nachmittag erreichen wir den beliebten Ferienort Amantea, unser erstes Etappenziel.
Die zweite Etappe unserer Reise führt uns von Amantea nach Tropea. Kurz nach 8:00 Uhr sitzen wir bereits auf unseren Rädern. Der Himmel zeigt sich bedeckt und auf den ersten 40 km müssen wir gegen heftigen Gegenwind kämpfen. Die Strecke ist eigentlich bretteben, dennoch kommen wir nur relativ langsam voran. Unser Weg führt durch Orangen-u. Mandarinen Plantagen. Die heranreifenden Früchte leuchten aus dem dunkelgrünen Laub der Bäume. Ab Lamezia Terme können wir mit kräftigem Rückenwind ordentlich Strecke machen und erreichen gegen Mittag die Stadt Pizzo. Hier beginnt die „Costa degli Dei“ (die“ Küste der Götter“). Inzwischen hat es aufgeklart und die Sonne sendet ihre wärmenden Strahlen auf die belebte Piazza. Jetzt gönnen wir uns eine ausgiebige Pause. Die letzten 30 km bis Tropea haben es auf Grund der hügeligen Streckenführung nochmals ganz schön in sich, aber als wir gegen 15:30 Uhr das überaus malerisch gelegene Städtchen erreichen ist alle Mühe vergessen.
Tropea, liegt auf einem Felsen ca. 50 m über dem Tyrrhenischen Meer, hat mittelalterliches Flair und zählt auf Grund seiner Lage und der gut erhaltenen Altstadt zu den beliebtesten Urlaubszielen Kalabriens und den schönsten Orten der italienischen Mittelmeerküste. Außerdem ist Tropea das Zentrum der Anbaugebietes der berühmten“ roten Tropea Zwiebel“. Sie ist als weltweit süßeste Zwiebel bekannt und besonders mild und bekömmlich.
Ein besonderes Highlight ist die auf einem Felsen vor Tropea gelegene ehemalige Benediktiner-wallfahrtskirche „Santa Maria dell’Isola“, deren Gründung auf das frühbyzantinische Mittelalter zurückgeht, sowie die im historischen Zentrum gelegene, aus dem 12. Jahrhundert stammende normannische Kathedrale . Die gepflegte Altstadt lädt mit weiteren kulturellen Sehenswürdigkeiten, Geschäften, Bars und Restaurants zum Bummeln und verweilen ein.
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Der Ausflug ins Hinterland Tropeas, am nächsten Tag lässt etwas Mountainbike-Feeling aufkommen. Der hügelige Streckenverlauf führt uns in landwirtschaftliches Gebiet über Felder und Weideflächen, vorbei an Schaf und Ziegenherden und vereinzelten Bauernhöfen führt die Strecke mit längeren Off-Road Anteilen bis Rombiolo, von wo wir nach einer gemütlichen Rast den Rückweg antreten. In flotter Fahrt geht es danach zunächst auf eine Landstraße, danach auf einem kleinen Asphaltsträßchen durch Obst und Olivengärten zurück nach Tropea. Nach einem Spaziergang durch den beschaulichen Ort und einem Besuch in einer gemütlichen Bar, lassen wir den schönen Tag in einer netten Taverna mit typisch calabresischen Speisen und rubinrotem Gravello ausklingen.
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Die letzte Etappe führt uns zunächst“ zum Capo Vaticano“, einem beliebten Aussichtspunkt. Von hier haben wir einen herrlichen Ausblick über die malerische Steilküste mit ihren einladenden Badebuchten und weiter bis Sizilien und die „Äolischen Inseln“ mit der Vulkaninsel Stromboli im Vordergrund. Ungern verlassen wir diesen wunderschönen Platz, aber die Zeit drängt. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. In Joppolo kaufen wir uns Panini mit scharfer Presaiola (einer mit reichlich Chili gewürzten flachgedrückten Salami). Es ist bereits Mittag, als wir Nicotera erreichen und wir haben immer noch über 80 km und ca. 1100 hm bis zum Ziel. Dennoch machen wir eine kurze Pause und verspeisen unsere köstlich scharfen Paninis. Die nächsten 5 km führt unsere Strecke abwärts, dann folgen 15 km Ebene durch Orangen und Mandarinengärten und bei Gioia Tauro entlang des zweitgrößten Seehafens Italiens. Der folgende Anstieg, der längste des heutigen Tages, führt uns über den 560 m hohen Monte Sant Elia. Bei Barritteri beginnt der lange tolle Sinkflug hinunter zur Küste. In weiten Schwüngen und engen Kurven fliegen wir Bagnara Calabra entgegen, das wie ein Schwalbennest an der Steilküste zu kleben scheint. Auch auf den letzten 30 km bis Reggio kommen wir jetzt wieder gut voran obwohl die Strecke immer wieder mit längeren Anstiegen aufwartet. In der Abensonne erscheint Sizilien zum Greifen nahe. Noch einige Zeit können wir den Ausblick auf Sizilien und die Straße von Messina genießen, bis wir in den engen Straßenschluchten und im dichten Abendverkehr Reggios eintauchen. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen unser Quartier.
Nach einer angenehmen Dusche treibt uns der Hunger zurück auf die Straßen. Zum Abendessen ist es noch viel zu Früh. Hier öffnen die Lokale erst um 20:30 Uhr und vor neun sieht man keine Calabresi beim Essen. Also suchen wir uns eine nette Bar und Pasticceria und stillen unseren ersten Hunger mit Snacks zu einem schönen Glas Prosecco. Danach machen wir noch einen Spaziergang durch die belebte Fußgängerzone, lassen uns von einem Gemüsehändler ein gutes Lokal empfehlen und feiern danach in einer gemütlichen Taverna den gelungenen Ausgang dieser spontanen Reise in den südlichen Spätsommer.
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Am nächsten Tag besichtigen wir Reggio bei herrlich sommerlichem Wetter. Am Lungomare sind schon viele Spaziergänger,Läufer und Radfahrer unterwegs. Dann geht’s zum „Museo Nazionale della Magna Grecia“, das ist aber leider wegen Renovierung geschlossen. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie die berühmten lebensgroßen „Bronzi di Riace“ können wir aber in einem Ausweichquartier besichtigen. Nach einer weiteren Runde durch die Stadt, fahren wir wieder über den Lungomare zurück um die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges zurück nach Maratea noch in der sommerlichen Atmosphäre des Strandes zu verbringen. |
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