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Trans Abruzzo 2010
Ein Giro Grande durch die Abruzzen, Latio, Umbria und Marche |
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Fahrleistungen gesamt:
404,9 km, 10.610 hm in 9 Etappen
Diese Mountainbike-Tour für Hartgesottene, führte uns durch die wilde und einsame Bergwelt der Abruzzen, Latium, Umbrien und der südlichen Marken.
Auf dieser schweren, aber landschaftlich wunderschönen Tour, reihten sich die Highlights wie die Perlen einer Kette aneinander. Der Aufstieg durch das Val Maone zur La Portella, der “Campo Imperatore” mit dem dominierenden „Gran Sasso“, die mittelalterlichen Burgdörfer „Castel del Monte“ und „Santo Stefano di Sessanio“, die einsame Landschaft um den Lago di Campotosto, das malerische Castelluccio mit dem beeindruckenden Piano Grande und schließlich die mystischen „Monti Sibillini“ mit der Gola dell Infernacco, der Schlucht des Fiume Tenno und abschließend auch noch der lange Ritt vom Passo Cattivo hinunter ins Valle Ussita. All diese Highlights aneinander gereiht, ergeben eine ganz schön lange Kette.
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Anreise: Wien – Innsbruck – Teramo mit dem Auto
Die Anreise nach Teramo haben wir in 2 Etappen geplant. Am Donnerstag den 10.06.2010 fuhren wir bis Innsbruck wo wir Gustl trafen. Nach kurzem Abendessen in der Stadt hieß es aber bald ab ins Bett, denn am nächsten Morgen ging’s früh los.
Am 11.6. starteten wir pünktlich um 6:00 Uhr zur Autofahrt nach Teramo. Unsere Route führte über den Brenner und auf der A22 über Verona und Modena bis Bologna. Dann weiter auf der A14 über Rimini und Ancona bis Giulianova, wo wir die Autostrada del Sole Orientale verlassen haben und über die SS80 planmäßig um 14:00 Uhr in Teramo eingetroffen sind. Nachdem wir unseren Wagen bei Maurizio Ripani, einem Busunternehmer in Teramo, eingestellt haben, startete noch am gleichen Tag unser 9-tägiges Abenteuer in die wilde und einsame Bergwelt der Abruzzen.
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Etappe 1: Von Teramo nach Ornano Grande
35 km, 703 hm
Als wir um 14:30 Uhr aufbrechen, glüht die Sonne über der Stadt. Nach kurzer Justierung in einem Cafe fahren wir bei drückender Schwüle und 34 Grad durch Teramo in Richtung Süden. Durch Bauernland führt unser Weg wellenförmig durch die Hügel aufwärts. Die Hitze macht uns mehr zu schaffen als geglaubt und obwohl die Route nicht sonderlich schwer ist, sind wir schon bald komplett durchgeschwitzt. Leider gibt es weit und breit keinen Schatten bei dem man sich kurz abkühlen könnte. Wir haben das Gefühl, uns wie Schnecken durch die Landschaft zu bewegen. Kurz vor Miano, keine 15 km von unserem Startpunkt entfernt, gehen bereits unsere Wasservorräte zur Neige. Da ist die Bar im Ort ein willkommener Anlass zur Rast und zum Auftanken. Im Fernsehen wird gerade das WM Auftaktmatch Südafrika gegen Mexiko übertragen und der halbe Ort bevölkert die Bar. Mit unserem Eintreffen verlieren die Bargäste aber ihr Interesse an dem Fußballspiel und sofort wird ein Tisch für uns freigemacht, bevor auch schon die Fragen losgehen. Woher wir sind, woher wir kommen, wohin wir fahren, wie wir dorthin fahren, wohin wir wollen u.s.w. Wir versuchen soviel Wasser wie möglich zu trinken und mit frisch gefüllten Trinkflaschen machen wir uns auf den Weg zu unserem Etappenziel. Ab Santa Maria führt unser Weg stetig aufwärts, bis wir gegen 17:15 Uhr in unserem schönen Domizil „Locanda del Parco“ in Ornano Grande eintreffen. Ab unter die wohlverdiente Dusche, Wäsche waschen und ein bisschen ausruhen und schon gibt es Abendessen. Wir genießen Antipasti, Vitello vom Grill und eine gute Flasche Rotwein um schließlich ziemlich erledigt in die Betten zu fallen.
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Etappe 2: Von Ornano Grande nach Prati di Tivo (Pietracamela)
18,2 km, 1.076 hm
Kurz nach 8:00 Uhr sind wir bereits im Sattel und verlassen das nette Dorf am Rande des „Parco Nazionale del Gran Sasso e Monti della Laga“. Bis zum Weiler Vico ist die Steigung noch mäßig, danach führt das Sträßchen auf einem Sporn, des dem Gran Sasso vorgelagerten Colle Pelato, schon deutlich steiler im Zick-Zack durch die Bergsiedlung Forca di Valle.
Ein fahrender Bäcker hupt sich durch den Ort und aus vielen Häusern kommen Hausfrauen um sich mit Brot einzudecken, oder einfach auf ein Tratscherl um die Neuigkeiten zu erfahren. Etwas später lässt uns ein Obsthändler von seiner Ware probieren und wir lassen uns von ihm gerne ein paar Pfirsiche für wenig Geld aufschwatzen. Bald nach dem Ort biegen wir auf den steilen und holprigen Wanderweg 103 ab. Zunächst kommen wir auf der grobsteinigen und steilen Piste noch recht gut voran und können Ausblicke in das weit unter uns gelegene Land und die vor uns liegende schroffe Felskulisse des „Großen Steins“ genießen, doch schon bald wird der Pfad immer schmaler und verliert sich fast völlig im hohen Gras. Trotz der bereits drückenden Hitze gewinnen wir rasch an Höhe. Auf der steilen Bergflanke schultern wir im kniehohen Gras erstmals unsere Räder.
Danach wird der Weg flacher und wir gelangen auf einen aussichtsreichen Bergrücken. Zu unserer Überraschung türmen sich über dem Gran Sasso dunkle Wolken.Während wir in der Hitze des Mittags eine kurze Pause einlegen, macht August seinen berühmten „Power-Nap“ in der herrlich duftenden Blumenwiese. Rund um uns schwirrt, summt und riecht es wie in einem Kräutergarten. In der Ferne ist leises Donnergrollen von der anderen Bergseite zu hören und die Wolken um den Gipfel werden mehr.
Bis zum Pass auf 1.640 m haben wir noch 450 hm vor uns und Mela drängt angesichts des Donnerns weiterzufahren. Bald erreichen wir einen Wanderweg, der durch die steile nach Süden abfallende Flanke des Colle Pelato führt. Auf einem knappen Kilometer überwinden wir 240 hm.
Uns erstaunt die ungewöhnlich drückende Hitze in dieser Höhe, doch wir setzen den mühsamen Weg aufwärts unermüdlich weiter fort.
Das Donnern kommt immer näher und wir versuchen schneller voran zu kommen. Gehindert werden wir von teilweise hüfthohem Gras. Fliegen und Insekten nerven als ob sie spüren würden, dass das Wetter umschlägt.
Vom Regen in die Traufe - von der Hitze ins Unwetter
Schlagartig haben dicke Regenwolken den Himmel über uns verdunkelt und der Wind hat kräftig aufgefrischt. Binnen weniger Minuten hat es abgekühlt und es beginnt leicht zu regnen. Nichts wie weiter. In der Hoffnung beim nahe gelegenen Rifugio „Il Fontanino“ Unterschlupf zu finden, beeilen wir uns rasch voran zu kommen. Keiner sagt was, nur unser Schnaufen ist zu hören. Fast im Laufschritt erreichen wir, bei stürmischem Wind und leichtem Regen, das kleine Steinhaus. Leider werden wir enttäuscht. Die Hütte ist verschlossen und bietet keinerlei Schutz vor dem herannahenden Unwetter.
Rasch schlüpfen wir in unsere Regenkleidung und sehen zu, dass wir weiter kommen, als der Wind plötzlich wieder nachlässt und sich die dunklen Regenwolken wie durch Zauberhand verziehen. Froh sehen wir wie die Front sich in westliche Richtung verzieht. So schnell kann im Hochgebirge ein Gewitter auf- und auch wieder abziehen. Ein paar Minuten später kommt auch schon wieder die Sonne hervor und die Hitze hat uns wieder. Also doch wieder raus aus den Regenklamotten und weiter aufwärts zum Pass.
Die letzten Höhenmeter sind nun wieder etwas flacher und wir können auf gut fahrbarer Piste nach oben kurbeln, während das Wetter ständig schöner wird. Am Pass angelangt ist dann alle Mühe vergessen. Die Sonne strahlt schon wieder vom beinahe wolkenlosen Himmel und der Corno Grande zeigt sich majestätisch in seiner ganzen Pracht.
Über ein vom Frost zerfressenes Teersträßchen fahren wir durch dichten Buchenwald hinunter nach Prati di Tivo. Auf der sonnigen Terrasse unseres Hotels gönnen wir uns als Belohnung für die Strapazen erst mal „una Birra Grande“. In der Nacht kommt dann doch noch ein Gewitter. Es regnet kurz aber heftig und als wir am Morgen die Nasen aus dem Fenster halten, wartet ein herrlich sonniger Tag mit blitzblau gewaschenem Himmel auf uns. |
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Etappe 3: von Prati di Tivo nach Castel del Monte
42,2 km, 1,367 hm
Von Prati di Tivo führt unsere Route zunächst auf einem schmalen Schottersträßchen durch duftende Blumenwiesen mit mäßiger Steigung bergan. Vor uns leuchten der Pizzo Cefalone und der Pizzo d’ Intermesoli, die mächtigen Nachbarn des Corno Grande im hellen Sonnenschein. Dann führt der Pfad deutlich steiler durch einen alten Buchenwald. Später erreichen wir wieder freie Almwiesen mit prächtiger Aussicht auf die imposante Bergwelt um uns herum. In diesem atemberaubenden Panorama führt uns der Weg hinein ins Val Maone.
Aus dem grünen Tal ragen die Felswände zu beiden Seiten über 1000 m zu den Hörnern des Gran Sasso und zum Gipfel des Pizzo Intermesoli hinauf. Wir befinden uns in einer schroffen Märchenlandschaft, wie sie in den Alpen nicht schöner sein könnte.
Auf unserem Weg sind auch zahlreiche Bergsteiger unterwegs, die nach und nach in den seitlichen Felswänden verschwinden, um hier einen schönen Sonntag beim Klettern zu verbringen.
Bei der Cascata del Rio Arno endet das Sträßchen. Der folgende Wanderweg hat immer wieder steile und verblockte Abschnitte auf denen wir schieben müssen, aber auch längere Trailpassagen auf denen wir gut vorankommen und immer wieder unser Balancegefühl schulen können. Dann wird das Tal weiter und zeigt sich umrahmt von bizarren Felswänden in almartiger Anmut. Nur noch zwei mal begegnen uns Wanderer, die uns verblüfft nachschauen, doch wir lassen uns nicht abhalten und geniessen den Aufstieg in das schroffe, aber dennoch so idyllische Tal. Immer mal wieder heißt es schieben, aber bald geht es wieder besser und wir schwingen uns so oft als möglich auf die Bikes.
Wir treffen auf erste Schneefelder, die wir aber noch locker umgehen können, da sie nicht allzu groß sind.
Wir haben bereits gut Höhe gemacht, als wir uns endlich eine Pause gönnen. Während wir uns einen Riegel schmecken lassen, saugen wir das überwältigende Panorama in uns auf. Dabei fallen uns zwei Tourengeher auf, welche hoch über uns, soeben ein steiles Schneefeld in Richtung eines Sattels überqueren. „Zum Glück müssen wir dort nicht hinauf“, meint Josef lachend in die Runde. Eine Stunde später marschieren wir, unsere Bikes auf dem Rücken, über dieses Schneefeld hinauf zur Portella.
Kurze Lagebesprechung. Unser Track führt genau über ein Schneefeld und wir wählen den direkten Weg über einige felsige Abschnitte um dem weichen Schnee zu entgehen. Die Plackerei lohnt sich, denn wir gewinnen rasch an Höhe und treffen schon bald wieder auf unsere Trackspur und einen gut gehbaren Weg. Bald schon liegt ein weiteres großes Schneefeld, das bis hinauf zur Portella reicht, vor uns. Wir fackeln nicht lange und marschieren los.
Der Aufstieg über die steile Flanke durch den weichen Schnee ist die Härte und fordert unsere ganze Aufmerksamkeit. Ein Fehltritt oder abrutschen wäre fatal, aber alles geht gut und als wir erleichtert auf dem 2.260 m hohen Pass stehen und das unbeschreibliche Panorama vor uns haben, ist die Mühsal schon fast wieder vergessen. Wir können uns an der grandiosen Bergwelt und den fantastischen Tiefblicken kaum satt sehen. Schnell ein Passfoto und wir machen die Flanke. Auf dem Portella-Pass stockt uns fast der Atem.
Auf der anderen Bergseite liegt eine felsige Traumlandschaft vor uns, durch die sich ein schmaler Pfad schlängelt. Tief unter uns liegt L´Aquilla. Der geniale, beinahe voll fahrbare Singletrail führt ca. 3 km, mit mäßigem Gefälle, entlang der steilen Bergflanke hinunter Richtung Campo Imperatore. Am liebsten würden wir diesen Supertrail ohne anzuhalten hinabrauschen, aber ein paar Erinnerungsfotos müssen einfach sein. Je näher wir dem Campo Imperatore kommen, um so mehr Spaziergänger in Turnschuhen und Sandalen (Wanderer wäre übertrieben) kommen uns entgegen und starren uns entgeistert nach. Beim Rifugio Campo Imperatore (2.130 m) trifft uns die Zivilisation hammerhart. Zahlreiche Motorräder und Autos stehen auf dem riesigen Parkplatz. Wir sitzen zufrieden grinsend mit einem Bier auf der Terrasse und sind einfach glücklich.
Hier oben geht’s zu wie auf einem Rummelplatz. Aus nah und fern sind Italiener mit Auto, Motorrad, oder mit der Seilbahn heraufgekommen um den herrlichen Frühsommertag zu genießen. Bald haben wir genug von dem Trubel, schnappen unsere Räder und fliegen auf schmaler Teerstraße, anfangs noch zwischen meterhohen Schneewänden, in weiten Bögen im Sinkflug über den Campo.
Das weite Hochtal wird im Norden von der beeindruckenden Bergkette des Gran Sasso Massives mit dem Mt. Brancastello (2.385 m), dem Mt. Prena (2.561 m) und dem Mt. Camicia (2.570 m) und im Süden vom Mt. Cinderella (2.231 m) begrenzt. Den Vorsitz in diesem überwältigenden Panorama führt aber eindeutig der mächtige, mit seinen 2.912 m alles überragende, Corno Grande.
Beim Lago Pietranzon, welcher inmitten sattgrüner von Enzianstauden bewucherten Wiesen liegt, machen wir einen Fotostopp. Der Campo mit dem Corno Grande im Hintergrund spiegelt sich eindrucksvoll im Wasser der kleinen Lacke.
Wir umfahren den Mt. Cinderella um bald in das breite Tal des Pian del Fugno einzutauchen. Ein toller Wiesentrail führt sanft abwärts. Durch eine schmale, von felsigen Hängen gerahmte Durchfahrt, welche wie ein Steingarten üppig von Blumen und Kräutern bewachsen ist, gelangen wir auf den weiten und flachen Almboden des Pian. Am Talrand stehen Rinder und Schafherden träge in der Nachmittagssonne. Vorbei an zwei kleinen Seen führt unser Weg auf einen Hügel, auf dem noch die Ruinen des ehemaligen Klosters Santa Maria del Monte stehen.
Hier öffnet sich die Landschaft wieder und gibt den Blick auf die unglaubliche Weite des Campo und das überwältigende Panorama des Gran Sasso Massives frei. Auf einem zwischen Grasbüscheln und Steinen versteckten Hirtenweg, gelangen wir wieder auf die „Strada del Parco“ von der wir beim Fonte di Assergi, links auf eine Piste einbiegen. Auf tiefem und grobem Schotter müssen 100 hm auf 1 km teilweise schiebend überwunden werden. Oben am Sattel öffnet sich der Blick in ein märchenhaftes Hochtal am südlichen Ende des Campo Imperatore. Weiden- und Trockengrasflächen die gegen Süden mit karstigen Hügeln verschmelzen. Im Norden wird das Tal vom 2.000 m hohen Mt. Bolza Massiv begrenzt. In sanftem Sinkflug können wir im Licht der Nachmittagssonne mächtig Strecke machen.
Noch ein kurzer knackiger Anstieg und wir erkennen unser Etappenziel Castel del Monte in der Ferne.
Das mittelalterliche Dorf klebt wie ein Adlerhorst an den südlichen Abhängen des Campo unter uns. Auf einer üblen, einem Bachbett ähnlichen Piste, bremsen wir vorsichtig hinunter in das verschlafene Bergdorf. Am Ortsrand halten wir kurz an um uns zu orientieren, als wir von einem Italiener aus einem Auto auf deutsch gefragt werden, ob wir etwas suchen. „Ja, das Hotel Parco Gran Sasso-da Gianni“, antwortet Josef. „Fahren Sie hinter mir her, ich bin Gianni“, tönt es aus dem Auto. Wir folgen dem PKW und stehen kurz danach vor unserem Hotel. Das Hotel ist gleichzeitig auch ein Altersheim (zumindest eine Etage davon). Abends essen wir - italienischer geht es fast gar nicht - inmitten von älteren Herrschaften, die uns sehr freundlich aufnehmen, mit typisch italienischem Palaver. Auf dem Speiseplan stehen Affettato misto, Risotto con Zafferano, Vitello vom Grill und als Dolce frisches Obst. Zum Drüberstreuen gibt es dann noch ein WM-Fussballmatch in der Bar.
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Etappe 4: von Castel del Monte über Santo Stefano di Sessanio nach L’Aquila
59 km, 1.002 hm
Ein herrlicher Tag wartet auf uns als wir am nächsten Tag um 7:30 Uhr zum Frühstück kommen. Leider können wir erst verspätet starten, denn der Wirt und der Kellner haben am Vorabend wohl zu lange gefeiert und verschlafen und unsere Bikes sind eingesperrt. Nach einem tröstenden Espresso steigen wir schließlich kurz nach 8:00 Uhr auf unsere Räder und fahren erst mal eine Runde durch das morgendliche stille Städtchen, bevor wir uns auf den Weg machen.
Auf einem kleinen Asphaltsträßchen verlassen wir den Ort in Richtung Calascio/L’Aquila. Über 4 Kehren verlieren wir rasch an Höhe und biegen bei einem großen Lagerplatz rechts in eine von Büschen und Brombeerhecken gesäumte Schotterpiste ein. Je weiter wir vordringen, umso schmaler wird der Weg. Das Buschwerk zu beiden Seiten des Weges rückt immer näher und die langen stachelbewehrten Reben der Brombeerhecken versuchen, uns wie die Tentakel einer Krake, zu fassen. Beim Valle di Pozzo beginnt die Piste, die uns durch einsames Hirtenland hinauf zur Fonte del Cane führt. Die Wiesen auf den Hängen zu beiden Seiten unseres Weges stehen in voller Blütenpracht. Wir gönnen uns eine kleine Pause und lassen uns von Gustl die Unterschiede zwischen der hier verbreiteten Bienenrassen und den im Walsertal beheimateten erklären. Bei einer Querung biegen wir links auf einen Höhenweg, von wo wir einen herrlichen Blick auf den unter uns liegenden blühenden Campo haben.
Beim Colle Doniche gelangen wir wieder auf die „Strada del Parco“ und fliegen zu Tal. Eine Kehre weiter greifen die Hände spontan an die Bremshebel: Fotostopp!!! Das mittelalterliche Santo Stefano liegt wie ein Burgdorf aus einem Märchenbuch im hellen Licht der Mittagssonne vor uns. Ein paar Kehren später haben wir den malerischen Ort erreicht und fahren durch die verwinkelten Gassen. Eine Mittagspause im Ristoro Camping Gran Sasso am Ortsrand ist Pflicht. Theresa und Davide, die jungen Wirtsleute, empfangen uns überschwänglich freundlich. Sie erinnern sich noch gut an unseren letzten Besuch im Herbst 2009. Es gibt Tagliatelle con Funghi und Lasagne al Forno.
Nach einer herzlichen Verabschiedung machen wir uns wieder auf den Weg hinauf zu einem Sattel, an dem sich mehrere Wege kreuzen. Wir nehmen rechts die Piste in Richtung Norden, biegen aber schon bald links in einen sagenhaften Wiesentrail ins Vallechiuscia ein. Der Weg, der zunächst noch deutlich sichtbar zweispurig durch Felder und Blumenwiesen führt, wird bald schmal und verliert sich schließlich völlig im hohen Gras. Immer wieder ist Spürsinn gefragt um die Wegspur nicht zu verlieren. Schließlich schieben wir unsere Bikes am Rande einer heideartigen Furche auf eine Anhöhe, wo wir auf einen schmalen, markierten Wanderweg gelangen. Endlich können wir wieder Strecke machen.
Oben beim Fonte Pantani gelangen wir auf einen Fahrweg welcher bald in eine Teerstraße mündet. In flotter Fahrt passieren wir die Orte Filetto, und Paganica und erreichen am Nachmittag unser am Rande, des von dem schweren Erdbeben im April 2009 schwer beschädigten historischen Zentrums von L’Aquila, gelegene Hotel. Leider gibt es keine offenen Restaurants und so beschließen wir abends ein Taxi in das nächste Lokal zu nehmen. Vorher gehen wir aber in einen Pavillon im Park, wo es Getränke und ähnlich wie in einer Tapa-bar, Kleinigkeiten zu essen gibt.
Hier bleiben wir schließlich hängen und schlagen uns die Bäuche mit den Spezialitäten des Hauses voll und natürlich mit einem schönen Flascherl Pecorino oder zwei. Dann wackeln wir zurück ins Hotel und erleben im Fernseher in der Lobby hautnah mit, wie die Italiener aus der WM fliegen. Was für ein Elend, welche Schmach. Alle anwesenden Italiener sind entsetzt und wir auch, also gehen wir lieber schlafen, denn morgen leigt eine lange Etappe vor uns. |
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Etappe 5:Von L’Aquila zum Lago di Campotosto
55,2 km, 2.091 hm
Wir durchqueren die Stadt auf dem “Corso Federico II“ in Richtung Norden. Sämtliche Häuser sind von schweren Baugerüsten gestützt und abgesichert. Das Ausmaß der Schäden ist unermesslich. Viele der historischen Gebäude sind eingestürzt oder schwer beschädigt, von Wiederaufbau ist nicht viel zu sehen. Wir beeilen uns weiter zu kommen. Am anderen Ende der Stadt pulsiert der der morgendliche Berufsverkehr. Wir quetschen uns mit den Rädern durch das chaotische Getümmel und verlassen L’Aquila auf einem kleinen Asphaltsträßchen in Richtung Norden. Über einige Kehren gewinnen wir rasch an Höhe und lassen die letzten Häuser am Stadtrand hinter uns. Während es wieder deutlich schwüler wird, führt uns das Sträßchen durch Wald und Wiesengebiete hinauf in den kleinen Ort Collebrincioni. Hier beginnt eine ausgewaschene Piste, die uns durch das weite Valle Pugliese in die Berge führt.
Vom Piano del Monte aus können wir die nächste Herausforderung, die in kühnem Zickzack die steile Flanke des Mt. Lenca hinaufziehende Schotterpiste erkennen. Am Rande eines steilen Grabens mühen wir uns, zunächst durch Hagebuttengestrüpp, auf einem schmalen, von grobem Geröll verschütteten Pfad, hinunter in den Talgraben von Aqua San Franco. Über eine Schotterpiste kurbeln wir schließlich auf der anderen Talseite wieder hoch und gelangen auf die Asphaltstraße, die rechts nach Assergi führt.
Nach knapp 2 km verlassen wir den Asphalt aber schon wieder und biegen links auf die Mt. Lenca Bergstraße ab. Anfangs können wir der heftigen Steigung noch im Sattel trotzen, aber bald schon schieben wir die Räder widerwillig die tiefgründig schotterige und bachbettähnliche Piste hinauf. Bis zur Passhöhe sind es an die 800 hm, die wir größtenteils schiebend überwinden müssen. Auf der Passhöhe auf 2.060 m angelangt, ist dann das Panorama unbeschreiblich beeindruckend. Die Gipfelparade Richtung Osten ins Gran Sasso Gebiet hat absolut hochalpinen Charakter. Wir umrunden den Gipfel des Mt. Lanca nach links und überqueren den langen Rücken, teilweise weglos dann wieder auf schmalen Singletrails. Im Nordwesten haben wir ständig den blau schimmernden Lago di Campotosto im Blick.
Die Fahrt über den imposanten Bergrücken ist eine technische Herausforderung, aber nach dem langen Schiebestück ist sie dennoch eine willkommene Abwechslung. Bis zum geschlossenen Rif. Antonella ist nochmals ein Schiebestück zu bewältigen, dann können wir es endlich auf guter Piste laufen lassen. Auf gut 6 km vernichten wir in kurzer Zeit ca. 400 hm. Hier erreichen wir die SS80 der wir Richtung Ortolano folgen. Nach 2,5 km biegen wir links in die Straße Richtung Lago di Campotosto ein. Die Strecke weist keine nennenswerten Schwierigkeiten auf, dennoch sind die eher harmlosen Steigungen nach der langen und schwierigen Etappe mühsam. Noch eine letzte kurze Steigung muss bewältigt werden, dann erreichen wir den reizvoll in die umliegende Bergwelt eingebetteten See.
Auf der flachen Uferstraße können wir wieder ordentlich Strecke machen, jedoch kurz vor dem Ziel beginnt es plötzlich mit extragroßen Tropfen heftig zu regnen. Wir flüchten unter das schützende Blätterdach eines riesigen Gebüsches. Doch so rasch wie der Regen begonnen hat, ist er auch schon wieder vorbei und wir können unsere Fahrt fortsetzen. Noch ein kleines Stück am See entlang und wir sind am Ziel. Im einfachen, aber gemütlichen „Ristorante e Pensione Serena“.
Das Abendessen ist sensationell! Nach Bucatini all’ Amatriciana kommt frische Trota aus dem Lago di Campotosto mit Spinaci auf den Tisch.
Als wir aus dem Restaurant kommen, regnet es wie aus Kübeln. Schnell huschen wir in unsere Zimmer, schlüpfen in die Betten und schlafen traumlos bis zum Morgen. |
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Etappe 6: Vom Lago di Campotosto nach Castelluccio
68,1 km, 1.353 hm
Ein strahlend schöner Tag kündigt sich an. Pünktlich um 8:00 Uhr starten wir nach einfachem italienischen Frühstück - Capuccino e Brioche. Auf einer verkehrsarmen Straße können wir bei herrlicher Aussicht auf den malerischen See, trotz Gegenwind gut Strecke machen und erreichen bald den verschlafenen Ort Campotosto, wo wir auf einen schnellen Cafe’ in der Bar einkehren. Danach geht’s wieder flott weiter, hinunter zum See und auf der Uferstraße mit tollen Ausblicken auf die Landschaft rund um den See und den langen Rücken des mächtigen Mt. Gorzano nach Poggio Cancelli. Der Ort wirkt ausgestorben. Kein Mensch ist zu sehen.
Zwei Hunde dösen mitten auf der Straße und lassen sich von uns nicht aus der Ruhe bringen. Die Straße windet sich mit leichtem Auf und Ab durch die Campagna Amatriciana. Ab Cornillo Nuovo rollen wir noch 3 km leicht abwärts nach Amatrice. Das Gebirgsstädtchen liegt im oberen Tal des Fiume Tronto, an der Via Salaria am Fuße der Monti della Laga auf 950 m.
Über Jahrhunderte war Amatrice Zentrum der Schafzucht und des Schmuggels. Der frühere Reichtum der Stadt ist heute noch in den zahlreichen historischen Gebäuden sichtbar. Heute ist es in der Stadt wesentlich ruhiger, obwohl auf der zentralen Flaniermeile, dem Corso Umberto I, einiges los ist.
Die Via Salaria ist eine Salzstraße, die aus dem Norden Italiens über die Region Latium, bis nach Mittelitalien führte. In der Zeit der Etrusker hatte Rom das Salzmonopol und sicherte damit den Reichtum der Stadt. Während der Kriege mit den Sabinern war sie unterbrochen. Dies führte zu großen wirtschaftlichen Problemen in Rom. Diese Salzstraße gehört zu den ältesten Handelswegen in Italien und geht auf die Zeit um 400 v. Chr. zurück.
Wir besichtigen den Ort und beobachten einen Barbier bei seiner Arbeit durch die offene Tür seines Geschäftes. Während wir auf der Piazza vor einer Bar sitzen genießen wir die beschauliche Betriebsamkeit der Einheimischen.
Schnell noch Sonnencreme kaufen und mit den Ansichtskarten zur Post und schon müssen wir weiter und schwingen uns wieder auf unsere Räder.
Immer leicht abwärts durch das Tal des Fiume Tronto sind die ca. 10 km bis Accumoli rasch bewältigt. Bei der flotten Fahrt ist uns gar nicht aufgefallen, dass es inzwischen wieder ziemlich warm geworden ist. Das letzte Stück hinauf in den Ort heizt uns die Sonne schon kräftig auf den Rücken. Ein kleiner Bub fährt immer wieder mit uns um die Wette. Nach dem Ortsende führt die Straße in mäßiger Steigung an der Hangflanke entlang in die südlichen Ausläufer der Monti Sibillini.
Bei Villanova befinden wir uns schon wieder fast auf 1.000 m
und zweigen nach dem Ort in einer Linkskehre wieder ins Gelände ab.
Die Piste wird rasch immer steiler und schlechter und schon bald mühen wir uns schiebend durch unwegsa
Beim Fonte Copelli machen wir eine kurze Rast, ehe wir auf einen Wiesentrail zur Forca die Pantani (1.624 m) weiterfahren. Die Laghi Pantani glitzern im Licht der Nachmittagssonne. Frösche und Kröten veranstalten gerade ein stimmungsvolles Konzert. Über den mächtigen Rücken östlich des Mt. Serra geht’s in flotter Fahrt hinüber zur Forca Canapine. Hier wollten wir eigentlich im Rifugio Genziana übernachten, aber die Hütte macht einen so miserablen Eindruck, dass wir beschließen nach Castelluccio weiterzufahren. Auf der Hangkante machen wir eine kurze Rast und blicken, wie vom Rand einer überdimensionalen Badewanne, über das vom mächtigen Bergrücken gesäumte Piano Grande, an dessen nördlichen Ende, wie auf einem riesigen Maulwurfshügel, das entzückende Bergdorf Castelluccio liegt. Die letzten 15 km zu unserem Etappenziel legen wir wieder auf einer Asphaltstraße zurück. mes Gelände in einem schmalen Tal bergwärts. Auf dem verwachsenen Talgrund ist die Pfadspur meist kaum erkennbar, unsere Räder sind beim Vorankommen eher hinderlicher Ballast. Nach gut 2 km und 500 hm ist die Schinderei zu Ende. (Am Abend werden wir feststellen, dass wir irrtümlich den Weg durch den gefürchteten Cupelli-Graben hinauf zur Forca Pantani genommen haben und die Plackerei verhindern hätten können, wenn wir rechtzeitig die Karte zu Rate gezogen hätten). Wir sind in einem almartigen idyllischen Hochtal angekommen.
Zunächst umfahren wir abwärts den Mt. Capelletta, dann führt die Canapine-Passtraße wieder aufwärts, vorbei am Rif. Perugia hinauf zum Pass. Hier nehmen wir nicht den geplanten Off-Road Treck durch die Berge, sondern rollen hinunter auf das im Licht der Nachmittagssonne dunkelgrün leuchtende Piano Grande. In flotter Fahrt durchqueren wir auf schnurgerader Asphaltstraße diese beeindruckende Hochebene, immer den mächtigen 2.476 m hohen Mt. Vettore und Castelluccio vor unseren Augen. Auf einigen Feldern beginnen die Linsen bereits gelb zu blühen.
Bei der Auffahrt in den Ort können wir nochmals das eindrucksvolle Panorama um das Piano Grande bewundern, ehe wir unser Quartier im einfachen aber freundlichen Albergo Sibilla beziehen. Nach einer ausgiebigen Dusche machen wir uns auf, den kleinen Ort zu erkunden. Dabei halten wir auch gleich Ausschau nach einem gemütlichen Lokal. Wir kehren bei einer netten Locanda auf ein Bier ein und sitzen im Schein der untergehenden Sonne auf der Terrasse vor dem Haus. Leider wird es aber rasch kühler und der Wind frischt etwas auf, sodass wir bald ins gemütliche Lokal wechseln und den Tag bei lokalen Spezialitäten gemütlich ausklingen lassen.
Castelluccio liegt auf 1.452 m mitten im Parco Nazionale dei Monti Sibillini und ist der höchstgelegene Ort im Apennin, oberhalb des Piano Grande (1.270 m) gelegen. Im Juni verwandelt sich diese ca. 40 km2 große Hochebene in ein Blütenmeer aus wilden Linsen, Mohn, und Kornblumen. Auch in den Bergen, die die Hochebene umgeben, blühen dann unzählige Arten von Alpenblumen.
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Etappe 7: Von Castelluccio nach Montemonaco
26,5 km, 934 hm
Am Morgen liegt der gesamte Piano Grande unter einer dicken Nebeldecke. Der Ort ragt, wie eine Insel aus dem Nebelmeer heraus. Der Himmel über uns zeigt sich wolkenlos und die Bergspitzen auf der Westseite des riesigen Talkessels leuchten hell im Licht der aufgehenden Sonne. Das spartanische Frühstück ist rasch erledigt. Die Wirtin staunt nicht schlecht, als wir ihr bei der Abreise sagen, dass wir über die Forca Viola und das Valle dei Lago Pilato nach Montemonaco wollen.
Die inzwischen höher stehende Sonne hat schon beinahe den ganzen Nebel über dem Piano aufgelöst, es ist aber noch recht frisch.
Wir rauschen hinunter auf das Piano und biegen scharf links in einen miserablen, bachbettartigen Fahrweg in Richtung Norden ein.
Wir vermeiden das Befahren des „Bachbettes“ und balancieren an den Rändern links und rechts des Weges in ein sanft gewundenes Tal hinauf zur Colle Abieri. Bei einer Hütte mit Almbrunnen endet die Piste. Von hier führt ein toller meist gut fahrbarer Singletrail mit einigen kurzen Steilstücken hinauf zur Forca Viola (1.936 m). Die Ausblicke und Panoramen auf die Bergwelt um das Piano Grande und Castelluccio sind einfach grandios. Oben auf der Forca Viola angelangt, wechseln wir auf die andere Bergflanke, von wo wir weite Teile der vor uns liegenden Strecke überblicken können. Der Weg hinunter ins Valle dei Lago Pilato gestaltet sich schwierig. Die fahrbaren Abschnitte sind nur kurz. Wir möchten keinen Sturz riskieren und schieben deshalb lieber den steinigen Pfad hinunter. Auch der Weg hinaus aus dem Tal ist nur sehr schwer und mit größter Vorsicht fahrbar.
Danach müssen wir durch eine enge Schlucht abwärts, eine ca. 150 m hohe, beinahe senkrechte Geländestufe überwinden. Der Steig ist verwinkelt, eng und wegen des schlechten Zustandes sehr kräfteraubend.
Unten angelangt, freuen wir uns über die gute, talauswärts führende, feine Schotterpiste. In Foce kehren wir müde in der Taverna della Montagna zu. Wir hätten uns gerne draußen auf der Terrasse gesetzt, aber der Wirt erklärt uns, dass das Essen ausschließlich im Speisesaal serviert wird. Dafür ist die Pasta con Funghi delle Monti (Porcini e Finferli) wirklich ausgezeichnet. Danach nehmen wir das letzte Teilstück nach Montemonaco auf Terrstraße unter die Räder und gelangen bald an unser Etappenziel Montemonaco, wo wir im netten Hotel Monti Azurri unsere bequemen Zimmer beziehen.
Danach machen wir einen Erkundungsgang durch den hübschen Ort und kehren in der Bar im Zentrum ein. In dem Lokal ist einiges los und wir beobachten den Barbesitzer, einen älteren Herren, wie er gerade auf einer großen Aufschnittmaschine eine riesige ca. 25 cm dicke Mortadella fein aufschneidet. Uns läuft das Wasser im Mund zusammen und wir bestellen uns einen Aufschnitt aus Mortadella und anderen Salumi Spezialitäten, Pecorino und „Sottaceti“. Dabei verbringen wir den Abend in der netten Bar, wie sich später herausstellt – des Bürgermeisters, der bald mit seinem Sohn Massimo die Schicht wechselt und heimgeht. Wir bleiben noch eine Weile und Massimo kommt immer wieder auf ein Schwätzchen vorbei. Doch bald übermannt uns die Müdigkeit und wir ziehen uns in unser gemütliches Hotel zurück. |
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Etappe 8: Von Montemonaco nach Frontignano di Ussita
29,2 km, 1.235 hm
Kurz nach 8:00 Uhr verlassen wir Montemonaco. Nach der Bar des Bürgermeisters biegen wir links in Richtung Norden ab. Ohne größere Höhendifferenzen kommen wir auf der praktisch verkehrslosen Teerstraße flott voran. Wir passieren die kleinen Weiler Isola San Bagno und Rubbiano. Hier biegen wir links auf eine Schotterpiste welche in ein enges Tal führt. Das Val Tenna, im Süden vom mächtigen Mt. Sibilla (2.173 m) und im Norden vom Mt. Priore mit den Gipfeln Pzo. d. Regina (2.332 m) und Pzo. Berro (2.259 m) begrenzt, wird immer enger.
Wir furthen durch den Fiume Tenna und stehen schließlich vor dem Eingang zur Gola dell’ Infernaccio. Die Schlucht ist das erste Stück extrem eng und ziemlich spektakulär wird aber bald weiter und nachdem wir die Bikes ein kurzes Stück geschoben haben, können wir im bewaldeten Talgrund wieder aufsitzen.
Eine gute Schotterpiste führt mit steilen Abschnitten aus dem Talgraben, in ein sich immer weiter öffnendes Tal. Immer wieder wechselt unser Weg die Bachseite und wir gelangen auf Almgebiet. In steilen Windungen führt die Piste unterhalb des Pzo. Berro hinauf zum Passo Cattiva auf 1.870 m.
Die Ostflanke des Mt. Sibilla-Rückens bricht hier fast senkrecht ab. Wir genießen den Ausblick in die Berge des Parco Nazionale die Monti Sibillini und fliegen auf tiefem Schotter entlang der Südflanke des Mt. Bove hinunter nach Frontignano (1.340 m), einem Wintersport-Hoteldorf, wo wir im einfachen Hotel Felicita den Tag ausklingen lassen wollen.
Das Hotel hat offenbar extra für uns geöffnet. Die Bedienung kennt sich nicht gut aus, das Bier ist warm, der Patron, von unserer Ankunft telefonisch informiert, kommt später.
Wir legen drei Bierflaschen in eine Eiskühltruhe und gehen duschen. Anschließend treffen wir uns mit den Durstlöschern auf der sonnigen Terrasse und lassen die letzten Tage unseres tollen Abenteuers revue passieren. Vor dem Abendessen geht sich dann noch ein kurzer Power-Nap aus. |
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Etappe 9: Frontgnani di Ussita – Lago Fiastra – Tolentino – Citanova – Giulianova - Teramo
71,5 km, 848 hm
Am Morgen zeigt sich der Himmel dick wolkenverhangen. Wir halten uns beim Frühstück kurz und sehen, dass wir weiterkommen. Im rauschenden Sinkflug vernichten wir bis Ussita an die 600 hm. Wegen des drohenden Regens, verzichten wir auf die Auffahrt auf das Pian Piao und nehmen die Teerstraße über Santuario di Macereto und Cupi., die es aber auch ganz schön in sich hat. Auch diese alternative Route bietet jede Menge landschaftlicher Highlights. Der Himmel hellt sich immer mehr auf und bei San Ilario scheint schon wieder die Sonne. In Fiastra machen wir eine kurze Pause in der Bar. Der Cafe’ Crema ist sensationell und die Barista erklärt uns im Detail worauf es bei einer guten Cafe’ Crema wirklich ankommt. Der Lago di Fiastra liegt malerisch eingebettet zwischen den sibillischen Bergen unter uns.
Wir fahren durch den Ort hinunter zum See und wechseln bei San Lorenzo auf die andere Seeseite. Entlang des Sees geht’s flott dahin und wir finden noch einige Gelegenheiten für tolle Bilder. Dann steigt die kurvige Bergstraße ein letztes Mal ca. 200 hm an, bevor es auf den letzten 20 km unserer Tour bis Tolentino, im Sinkflug 500 hm abwärts geht. Am liebsten würden wir im Stil der vergangenen Tage weiter durch die Berge des Apennin nach Norden fahren, doch für uns heißt es jetzt „Auf nach Teramo“ wo unser Auto wartet. Je näher wir Tolentino kommen, umso stärker wird der Autoverkehr. Die Umgebung fliegt an uns vorbei. Wir haben nun nur noch eines im Sinn - so schnell wie möglich zur Bahn. Kurz vor 14:00 Uhr erreichen wir schließlich den Bahnhof und wieder einmal wird es spannend beim Fahrkarten kaufen.
Es ist Samstag und somit haben der Fahrkartenschalter und die Traffik geschlossen. Die Fahrdienstleiterin meint: „Nessun treno senza biglietto“. Plötzlich sind alle Italiener am Bahnsteig auf unserer Seite. Alle haben Mitleid und reden wild gestikulierend auf die Fahrdienstleiterin ein. Als kurz darauf der Zug einfährt, redet sie dann doch mit dem Schaffner und er lässt uns nicht nur ohne Fahrkarten mitfahren, sondern bewundert auch noch unsere Bikes. Das ist Italien wie wir es lieben!
Nach zweimaligem Umsteigen in Civitanova und Giulianova erreichen wir ca. um 16:00 Uhr Teramo. Durch die Fußgängerzone cruisen wir in unser Hotel und saugen die Stimmung auf den Plätzen in uns ein. Bella Italia! Dann haben wir endlich Zeit uns Teramo etwas genauer anzusehen und stürzen uns ins Samstagabend-Getümmel. Alles was Beine hat, flaniert durch die City. Schließlich lassen wir den Abend in einer Enotec bei Calamari fritti mit Weinbegleitung ausklingen.
Unser Abenteuer „Trans Abruzzo“ eine einzigartige Herausforderung für alle Sinne, ist leider zu Ende.
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Heimreise: wie Anreise mit dem Auto |
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