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Trans Apennin Toureninfo
Von Rom nach Pineto in 8 Etappen
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Fahrleistungen gesamt: 473 km, 9.108 hm in 8 Etappen
Anreise: Wien – Wörgl – Nachtzug nach Rom
Etappe 1: Rom – Tivoli – Palombara Sabina
66,2 km, 689 hm
Etappe 2: Palombara Sabina – Castel di Tora
58 km, 1.950 hm
Etappe 3: Castel di Tora – Tagliacozzo
71,8 km, 1.262 hm
Etappe 4: Tagliacozzo – Celano
48,5 km, 643 hm
Etappe 5: Celano – Ovindoli – Rocca di Cambio
47 km, 1.339 hm
Etappe 6: Rocca di Cambio – Onna – Paganica – Santo Stefano di Sessanio
53 km, 1.045 hm
Etappe 7: Santo Stefano di Sessanio – Campo Imperatore – Arsita
66,2 km, 1.250 hm
Etappe 8: Arsita – Atri – Pineto
61 km, 930 hm
Heimreise: mit der Bahn in Reginalzügen (wegen Radtransport)
Pineto – Ancona – Bologna – Brenner – Innsbruck - Wörgl – mit dem Auto zurück nach Wien
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Von Ligurien bis hinunter nach Kalabrien durchzieht der Apennin Italien. In den Abruzzen erreicht er im „Gran Sasso-Massiv“, mit dem Corno Grande seine größte Höhe von beinahe 3.000 m. Berichte über dünn besiedeltes Bergland, großartige Naturparks und einsam gelegene Dörfer, haben unsere Neugier geweckt und zu dem Entschluss geführt, dieses interessante Gebiet zu erkunden. Nach intensiver Vorbereitung, Kartenstudium, Routenplanung und wieder Verwerfung, Quartiersuche, Recherche auf Google Earth und der Bestückung unseres GPS Gerätes, liegen nun 8 Tage Italien pur vor uns. Von Rom in 8 Etappen durch die einsamsten Gebiete der Abruzzen. Überquerung des italienischen Stiefels mitten durch den Apennin - das „steinerne Herz der Abruzzen“.
Etappe 1:
24.09.2009, 22:20 Uhr – es geht los! Mit dem City-Nightline Nachtzug fahren wir im Liegewagen von Wörgl über Innsbruck nach Rom. Am 25.09.2009 um 09:15 startet dann unser richtiges Abenteuer in Rom am Bahnhof Termini.
Natürlich muss eine kurze Stadtrundfahrt mit Besichtigung einiger der wichtigsten Sehenswürdigkeiten sein. Kolosseum, Piazza Venezia mit dem Monumento Vittorio Emanuele II, Forum Romanum, Engelsburg und Vatikan, um nur einige zu nennen. Um dem extremen Verkehr auszuweichen, fahren wir teilweise direkt entlang dem Tiber auf den gut befahrbaren, breiten Treppelwegen. Dies ist nicht nur der kürzeste Weg um vom Kolosseum zum Vatikan zu gelangen, sondern es erspart uns einiges an Abgas-Schlucken und gefährlichen Kreuzungen und hupenden Autos. Zwei Stunden später nehmen wir Kurs auf Tivoli. Unsere Rücksäcke, die wir die nächsten Tage über die Berge schleppen müssen, sind gewichtsorientiert gepackt. Eigentlich haben wir eher kühles Herbstwetter erwartet, aber die römische Herbstsonne lächelt strahlend vom Himmel. Das Thermometer zeigt 30 Grad im Schatten.
Wir verlassen die hektische und lärmende Metropole bei starkem Freitag-Nachmittag-Verkehr in Richtung Nord-Osten. Langsam, leicht hügelig geht es dahin und als wir Rom endlich hinter uns gelassen haben, können wir in der Ferne bereits Tivoli an den südlichen Abhängen der Monti Lukretili erkennen. In flotter Fahrt geht es durch die Ebene bis kurz vor Tivoli der erste Anstieg hinauf in die kaiserliche Sommerfrische auf uns wartet. Der Kontrast könnte kaum größer sein. Eben noch stinkende Autoschlangen, nun ein schmales von uralten Mauern eingefasstes Sträßchen, das sich den Berg hinaufschlängelt.
Nach einer kleinen Runde durch den malerischen Ort und der Einkehr in einer Bar, verlassen wir Tivoli in Richtung Norden. Vorbei an den Grande Cascata, hier stürzt der Fluss Aniene über 100 m in die Tiefe, fahren wir in der brütenden Nachmittagssonne durch frühherbstliches Kulturland nach Palombara Sabina, unserem heutigen Etappenziel. In einem wunderschön in den Hügeln, ca. 3km außerhalb des Ortes gelegenen B&B beziehen wir unsere komfortablen Zimmer. Wir fühlen uns wie in der Toskana. Eine tolle Terasse mit Aussicht auf die Stadt, Zypressen und Kirschbäume.Unsere Wirtin ist schwer beeindruckt, dass wir mit den Bikes aus Rom kommen und als wir ihr auf der Karte zeigen was wir noch vorhaben, werden ihre Augen immer größer. Zum Abendessen wird uns eine Agritur, ca. 2 km in Richtung Stadt empfohlen und wir sind froh nicht noch weiter zurückradeln zu müssen.
Kurz vor der Essenzeit gibt es eine Überraschung – Unsere Wirtin Daniela bietet uns an, uns mit dem Auto zur Agritur zu fahren. Wir sind begeistert, werden nicht nur bequem mit dem Auto hingebracht, sondern auch noch dem Wirt „Alberto“ persönlich vorgestellt. Die nächsten zwei Stunden verbringen wir genießend, in der tollsten Agritur die wir je besucht haben. Um uns das ständige Geschnatter von Alberto. Alles was serviert wird ist „fato a casa“. Nach Antispasti, Tagliatelle, Manz, Obst und Dolce Secco, Armano und Grappe bringt er uns höchst persönlich zurück in unser Quartier „Le Cerase“ (Dialekt Kirschen). Satt und ziemlich müde fallen wir in unsere Betten. Doch die vermeintliche Ruhe trügt - die ganze Nacht begleitet uns ein Konzert aus Hundegebell. Einer beginnt und alle antworten. |
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Etappe 2:
Wir starten nach typisch italienischem Frühstück pünktlich um 8:00 Uhr.
Nach kurzem einrollen auf Asphalt geht’s bald auf einem holprigen Karrenweg in die Hügel. Die Piste zieht mit mäßiger Steigung in ein weites sonnenverwöhntes Tal. Oliverhaine und Obstgärten zu beiden Seiten des Weges. Hin uns wieder ein einsam gelegenes Haus und immer wieder Hundegebell.Hier braucht man keine Klingel. Besuch wird mit entrüstetem Gebell avisiert.
Mit zunehmender Höhe wechselt die Landschaft. Wir tauchen in einen dichten Buchenwald, der Weg wird steiler und ruppiger und zeigt uns seine Zähne. Plötzlich zickt Gustls Schaltung - also kurze Servicepause und nach ungefähr ½ Stunde kann es weitergehen. Bald darauf verlassen wir den Wald und gelangen nach kurzer Abfahrt in den kleinen Weiler Monteflavio, wo wir unsere Wasservorräte auffüllen. Bei einem „Fahrenden Obst- und Gemüsehändler“ der gerade das Dorf mit seinem Lautsprecher zusammentrommelt, kaufen wir etwas Obst ein.
Zwei Kurven nach dem Ort Dorf tauchen wir wieder in die Einsamkeit. Durch Laubwald geht es in stetigem Auf als Ab, kurvenreich weiter. Ewig fahren wir Bergflanken entlang um sie nach der Wende auf der anderen Talseite wieder raus zu fahren. Ein giftiges Steilstück lässt uns ächzen – wir denken an das Training auf der Weinsteintour. Bis Orvinio begegnet uns keine Menschenseele.
Hier stärken wir uns in einer kleinen Bar mit Panini´s, um bald den 2. Teil der heutigen Etappe in Angriff zu nehmen. Nach einer Portion Wiesentrails durch das baumlose Hochtal mit unzähligen Longhorn-Rindern, baut sich plötzlich wie eine Ritterburg der Ort Pozzaglia Sabina vor uns auf. Spiralenförmig führt der Weg aberwitzig steil hinauf in den Geburtsort des Heiligen August. Zu Feier von Gustls Namenspatron kehren wir in der Bar auf ein „Bierli“ zu. Vor der Bar sind alle Bänke von „Anzianis“ (Pensionisten) besetzt, die uns unverholen mustern um dann zum Tagesgeschehen überzugehen. Der Platz schwirrt, es wird geplaudert und der Schmäh rennt
Doch nun beginnt der letzte lange Anstieg von 450 hm. Nach einer kurzen Einlage von Josef – er lässt sich von einem Autocarri den Berg raufziehen – biegen wir wieder ins Gelände ein.
Der erste Teil über Trails ist mühsam,doch bald geht es weiter auf guter, mäßig steigender Schotterstraße. Oben angelangt ist das Panorama wirklich beeindruckend. Weit unter uns ist Pozzaglia Sabine zu sehen. Auf der anderen Seite des Berges glitzert der Lago Turano.
Der Einstieg in den Trail zur Abfahrt ist trotz GPS schwierig zu finden, doch dann läuft er schmal und erdig, mit ein paar Kehren und groben Schotterpassagen bergab. Zum Abschluss erwartet uns eine 30+ Betonrampe bergab und begleitet von 40 Hundestimmen spuckt uns der Trail ans Ufer des Lago Turano. Vorbei an dem hoch über dem See gelegenen Castel di Tora gelangen wir, abermals über eine steile Betonpiste, hinauf zu unserem Tagesziel, dem gemütlichen Agriturismo „La Posta“.
Beim Abendessen schlagen wir voll zu. 5200 kcal gehören dem Körper refundiert. Unser GPS zickt. Erst lässt es sich nicht aus- dann nicht mehr einschalten. Wir überlegen gerade ob wir die Route ohne GPS wagen können oder ob wir morgen umkehren müssen, als das Gerät plötzlich piept und wieder geht. Dieses Spiel dürfen wir nun täglich erleben undwir freuen uns dementsprechend. Bald fallen wir in die Betten, über mir im Gebälk knabbert die ganze Nacht ein Holzwurm.
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Etappe 3:
Der dritte Tag beginnt mit Reifenwechsel. Dann auf dem Gaul sind die ersten 25 Kilometer ideal zum einrollen. Die Route führt über Feldwege entlang des Fiume Turano und auf Straße in leichtem auf und ab bis Carsoli. Dann erreichen wir Pereto, das auch „Tor in die Abruzzen genannt wird. Es ist Sonntag Vormittag und der ganze Ort trifft sich auf der Piazza zu einem Schwatz. Wir stürmen durch einen Fliegenvorhang in die Mini-Pizzeria am Ort. Der Patron fragt wo wir her sind und wo wir hinwollen. Immer wieder großes Erstaunen, wenn wir sagen dass wir aus Rom kommen und nach Pineto wollen. Mampfend sitzen wir, mitten unter den Einheimischen auf der Piazza und genießen die Pizza und das Gefühl willkommen zu sein.
Danach folgt ein langer Anstieg mit ca. 700 hm, erst auf Asphalt, später auf extrem grober Schotterpiste, hinauf in die ca. 1500 m hoch gelegenen Weidegebiete am Campocatino. Kilometerlang führt unser Weg durch Wald und Weidelandschaft und endlose scheinende Einsamkeit. Nachdem wir 2x geglaubt haben den Pass geschafft zu haben lassen wir in endlich doch hinter uns und frieren zum ersten mal hier in den Abruzzen. Durch ein ehemaliges Schigebiet geht es in flotter Fahrt kurvenreich zunächst der Straße folgend, dann über einen verfallenen Reitweg, hinunter nach Tagliacozzo. Dieses bezaubernde Städtchen ist berühmt durch seine venezianisch anmutenden Patrizierhäuser und die prächtige Piazza. Hier beziehen wir Quartier in einem einfachen Albergo. Bis jetzt dachten wir die kleinste Dusche Italiens von unserer ersten Transalp zu kennen, doch es geht noch kleiner. Ein Brausekopf, ein Abfluss und ein Gitter zum draufstehen und fertig ist sie. Auch an diesem Abend haben wir Glück mit der Lokalwahl. In einem rustikalen Lokal im Zentrum werden wir vom Patron persönlich mit italienischen Spezialitäten verwöhnt.
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Etappe 4:
Wie in den vergangenen Tagen sind wir schon kurz nach 8:00 Uhr auf den Rädern und rollen im Morgennebel über Schotterwege durch die weiten Felder der Ebene von Avezzano. Links von uns die karstigen Hänge der Monti Sirente e Velino.
Nach dem Ort Antrosano führt uns ein steiler, grob schottriger Pfad mit prächtiger Aussicht auf die Ebene und den Monte Velino, auf die Anhöhe Alba Fucens. Hier sind Archäologen mit dem Freilegen eines Amphitheaters beschäftigt. Die letzten Kilometer der Etappe legen wir auf sanft ansteigender Asphaltstraße zurück um schlussendlich im Sinkflug hinunter nach Celano zu rauschen. Das eindrucksvolle Castello leuchtet in der grellen Frühnachmittagssonne über dem alten Städtchen. Zum Erholen und Kräftetanken beziehen wir unser Quartier im komfortablen Hotel Le’Gole.
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Etappe 5:
Scheinbar endlos winden sich die Serpentinen des Schotterweges von Aielli zu den Hochweiden Prato Maria auf 1600 m. Immer mehr Panorama rückt ins Blickfeld. Unter uns die große Ebene von Avezzano im Dunstschleier. Links felsige Wände, rechts die steil abfallende Schlucht am Rande des Nationalparks Sirente-Velino. Die Zeit scheint stillzustehen. In den einsamen Hochtälern weiden seit Jahrhunderten Schafe, hie und da sehen wir Kuh- und Pferdeherden. Nichts scheint verändert in dieser zeitlosen Bergwelt. Die Stille, die Weite - die herbe Schönheit berührt uns intensiv.
Genau so haben wir uns die Abruzzen vorgestellt. Kein zeternder Wienerwald-Spaziergänger der sich gestört fühlt. Im Sinkflug erreichen wir das Schidorf Ovindoli, das sicher schon bessere Zeiten gesehen hat. Hier ist in den 70er Jahren ein beliebtes Schigebiet der Römer entstanden. Hier stürmen wir die Paninothek und anschließend die Bar um uns zu stärken. Kurz nach dem Ort tauchen wir auf einer groben Schotterpiste wieder in den Wald ein und erreichen nach einer schattigen Auffahrt den Campo Felice, ein weitläufiges, einsam gelegenes Hochtal. Zum zweiten mal kratzen wir heute an der 1600m Grenze. Es ist bewölkt, doch hin und wieder bricht ein Sonnenstrahl durch und setzt den Campo in eine mystische Beleuchtung. In der Nähe des Rifugio Lupo treffen wir auf eine extrabreite Asphaltstrasse, über die wir in rasanter Fahrt nach Rocca di Mezzo und ein paar km weiter hinauf nach Rocca di Cambio, zu unserem Etappenziel gelangen. Bei einem Spaziergang durch den Ort sehen wir abgestützte Häuser, die teilweise gerade wieder rennoviert werden. Es sind Schäden die vom großen Erdbeben im April geblieben sind. Wieder einmal besuchen wir die Bar und lassen auf Empfehlung vom Barrista „Batta al Bar! im gemütlichen Ristoro „Il Caminetto“ den wunderschönen Tag typisch italienisch ausklingen. |
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Etappe 6:
Am Morgen liegt das weite Hochtal unter einer dünnen Nebeldecke. Am Horizont erscheint soeben die Sonne als roter Feuerball und taucht die Szene in ein unwirkliches, dramatisches Licht. Es ist frisch hier oben auf über 1.300 m Seehöhe, + 6° C zeigt das Thermometer auf meinem Bikecomputer. Wir freuen uns (mäßig) über die steile Auffahrt in den Ort, da kommt man rasch auf Betriebstemperatur. 1 km weiter wechseln wir auf die andere Bergflanke und rauschen im Sinkflug über 12 km hinunter in die Ebene südlich von L’Aquila. August verwöhnt uns mit einer kleinen Einlage – einem fast gestandenen Salto vorwärts – als er über eine Coladose fahren will und diese seine Vorderbremse blockiert. Als wir den Ort Fossa erreichen, ist das gesamte Gelände abgesperrt. Der Ort ist beim Erdbeben so stark zerstört worden, dass er unbewohnbar ist.
Bedrückte Stimmung kommt auf, als wir durch die von dem schlimmen Erdbeben im April heimgesuchten Dörfer fahren. Der Ort Onna wurde fast vollständig zerstört und Paganica, ein Vorort von L’Aquila, lag im Epizentrum und wurde stark zerstört. Die Pause in der Bar fällt aus – irgendwie ist keinem danach. Von Paganica folgen wir der Asphaltstrasse hinauf nach Pescomaggiore. Es herrscht reger LKW-Verkehr zu einer Schottergrube. Offensichtlich gibt es in jedem Elend auch Gewinner und zu diesen zählen sicher die Bauunternehmer. In Pescomaggiore nehmen wir beim Dorfbrunnen nochmals Wasser auf, denn jetzt geht es in einsame Höhen Richtung Campo Imperatore.
Wie Terrassen liegen die weiten Hochtäler, eines über dem anderen, auf unserem Weg zum höchsten Berg im Apennin. In der Ferne sehen wir einen Schäfer mit seiner Herde. Die grob schotterigen Wege steigen immer leicht an, bis wir nach 22 Kilometern und 800 Höhenmetern den Ort Santo Stefano di Sessanio, unser Etappenziel, von weitem sehen. Jubel und ab in die erste Bar. Diese kommt unerwartet, schneller als wir glauben. 1km vor dem Ort sehen wir plötzlich einen Wegweiser „Ristoro/Bar“. Nichts wie hin, denn seit dem Frühstück haben wir nur ein paar Handvoll Brombeeren und einen Müsliriegel bekommen. Im Ristoro, das gleichzeitig auch ein Campeggio ist ordern wir Pasta. Am Nebentisch haben die „Vigli del Fuoco“ (Feuerwehr) gerade eine Sitzung. Auch in Santo Stefano hat das Erdbeben Schäden verursacht. Nach dem urigen Essen fahren wir weiter in den Ort und hier scheint das Mittelalter zum Greifen nahe. Wir beziehen unser gemütliches Quartier in einem alten, innen komplett renovierten Haus, mitten im Ort. Vor dem Abendessen bleibt noch Zeit für einen Erkundungsgang durch das malerische Dorf und einen Besuch in der sichtlich beliebten Bar. Hier hängen Bilder von Gerard Depardieu, denn Santo Stefano war schon des Öfteren Filmschauplatz für Mantel- und Degenfilme. Abends radeln wir dann noch einmal zum Ristoro vom Nachmittag und lassen uns so richtig verwöhnen. Morgen soll schönes Wetter sein und genau das brauchen wir für unsere Route über den Campo Imperatore. Also ab in die Betten – auf uns wartet Großes! |
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Etappe 7:
Auf der einsamen Asphaltstrasse kurbeln wir im Licht des erwachenden Tages hinauf auf die kaiserliche Hochebene, den Campo Imperatore. Über den trockenen Grashängen vor uns schiebt sich der Corno Grande, mit 2.912 m der höchste Gipfel des Apennin, in der hellen Morgensonne eindrucksvoll ins Bild. In flotter Fahrt geht es über die einsame Straße, die dieses beeindruckende von mächtigen Felswänden überragte Hochland, in einer Höhe von 1400 bis 1600 m durchzieht. Wir genießen das Panorama, plaudern mit Schwammerlbrockern und überqueren schließlich den Campo in Etappenrichtung.
An einer Wegkreuzung sehen wir schon vom Weiten eine Holzhütte, welche die Außenstelle einer Marcelleria beherbergt. Auf dem angeschlossenen Grillplatz herrscht reges Treiben. Wir kaufen Salametti, Lammspieße, Brot und Getränke und machen ein gemütliches Picknick in dieser herrlichen Kulisse. Ein letzter Anstieg, ein letzter Blick zurück, wir verlassen dieses endlos scheinende Hochland und wechseln auf die der Adria zugewandte Seite des Gebirges. Im dichten Buchenwald fliegen wir über zahlreiche Serpentinen 700 hm auf 20 km hinunter ins Fino-Tal, das wir kurz nach Colle Mesole erreichen. Unser Track führt uns nochmals über eine Nebenstrasse und eine steile Betonrampe, durch Obstgärten und Olivenhaine, hinauf nach Colle dei Cerri. Oben klatschen wir ab und auf übler Grobschotterpiste bremsen wir vorsichtig die Bergflanke hinunter, bis wir kurz vor Arsita neuerlich das Fino-Tal erreichen. Nochmals 150 hm die gegenüberliegende Bergflanke hinaufgekurbelt und wir erreichen müde und durstig unser Etappenziel Arsita. In der Bar Centrale erfrischen wir uns bei einem Bier. Wir plaudern mit Rodolfo, dem Barista. Er reserviert uns einen Tisch in der besten Locanda im Ort und erklärt uns den Weg zu unserem Quartier. Plötzlich sind alle Deutsch sprechenden ehemaligen Gastarbeiter von Arsita in der Bar versammelt. Nach zaghaftem Beginn fangen die Burschen dann doch zum Schwätzen an und es ist richtig lustig. Nach einem Erinnerungsfoto kurbeln wir zu unserem B&B und schlagen für heute unser Lager in der „Villa Magara“ auf. Die Senior-Vermieter sind sehr nett und laden uns auf eine Plauderei mit Wein und frischen Feigen ein. Wieder dürfen wir die legendäre Gastfreundschaft Italiens erleben und wir kommen abermals in den Genuss eines Auto-Shuttle-Service zum Restaurant. In der „Lodge Antica“ lassen wir uns zum Abendessen nochmals richtig verwöhnen. Unsere Bikes sind in dieser Nacht wohl die sichersten Italiens, denn abgesehen davon, dass hier niemand „so verrückt ist“ Rad zu fahren, werden diese wieder einmal von mehreren Hunden bewacht.
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Etappe 8:
Am Morgen trifft uns dann die italienische Gastfreundschaft mit aller Wucht. Wir dürfen 2x frühstücken, denn vor der Türe stehen Cornetti und eine Flasche Milch. Als dies vertilgt ist fahren wir zur Lodge Antica um unser bestelltes Frühstück zu verdrücken. Dort biegt sich der Tisch und als wir nicht mehr können, packt uns die Patrona auch noch eine Jause ein.
Dann starten wir zu unserer letzten Etappe. Weinberge, Olivenhaine, Obst und Gemüsegärten im Wechsel mit weiten, herbstlich brachliegenden Feldern. Man hat das Gefühl in der Toskana zu sein. Zahlreiche Dörfer und Gehöfte, so viele haben wir auf unserer ganzen Tour davor nicht gesehen, liegen auf unserem Weg. Plötzlich wieder mit der Zivilisation konfrontiert fühlen wir uns wie in einer anderen Welt.
Man kann das Meer schon riechen.
In immer niedrigeren Wellen stapeln sich die Hügel hintereinander. Wir nehmen beinahe alle mit.
Nach Atri, einem malerischen Städtchen, dessen Gründung auf das Jahr 290 v. Chr. zurückgeht, können wir erstmals das nur noch 10 km entfernte Meer erkennen. Noch ein paar km entlang eines Höhenrückens und dann beginnt der langsame Sinkflug hinunter nach Pineto ans Meer. Glücklich, zufrieden und mit einem breiten Lächeln im Gesicht erreichen wir den Strand knapp südlich von Pineto.
Am liebsten würden wir mitsamt den Klamotten ins Meer springen. Gott sei Dank siegt die Vernunft und wir begnügen uns damit, die Hände ins Wasser zu strecken.
Anschließend radeln wir durch die duftenden Pinienhaine der sehr zufrieden zu unserem Hotel.
Nach einer ausgiebigen Dusche feiern wir das Gelingen unserer „Trans Apennin - da Mare a Mare“ - einer Tour für Entdecker, bei einer Flasche Prosecco.
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Heimreise:
Am nächsten Tag geht’s mit der Bahn über Ancona, Bologna und Innsbruck zurück nach Wörgl, und danach mit dem Auto heimwärts. |
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