Etappenbeschreibung:
Auf der einsamen Asphaltstraße kurbeln wir im Licht des erwachenden Tages hinauf auf die kaiserliche Hochebene, den Campo Imperatore. Über den trockenen Grashängen vor uns schiebt sich der Corno Grande, mit 2.912 m der höchste Gipfel des Apennin, in der hellen Morgensonne eindrucksvoll ins Bild. In flotter Fahrt geht es über die einsame Straße, die dieses beeindruckende von mächtigen Felswänden überragte Hochland, in einer Höhe von 1400 bis 1600 m durchzieht. Wir genießen das Panorama, plaudern mit Schwammerlbrockern und überqueren schließlich den Campo in Etappenrichtung.
An einer Wegkreuzung sehen wir schon vom Weiten eine Holzhütte, welche die Außenstelle einer Marcelleria beherbergt. Auf dem angeschlossenen Grillplatz herrscht reges Treiben. Wir kaufen Salametti, Lammspieße, Brot und Getränke und machen ein gemütliches Picknick in dieser herrlichen Kulisse. Ein letzter Anstieg, ein letzter Blick zurück, wir verlassen dieses endlos scheinende Hochland und wechseln auf die der Adria zugewandte Seite des Gebirges. Im dichten Buchenwald fliegen wir über zahlreiche Serpentinen 700 hm auf 20 km hinunter ins Fino-Tal, das wir kurz nach Colle Mesole erreichen. Unser Track führt uns nochmals über eine Nebenstrasse und eine steile Betonrampe, durch Obstgärten und Olivenhaine, hinauf nach Colle dei Cerri. Oben klatschen wir ab und auf übler Grobschotterpiste bremsen wir vorsichtig die Bergflanke hinunter, bis wir kurz vor Arsita neuerlich das Fino-Tal erreichen. Nochmals 150 hm die gegenüberliegende Bergflanke hinaufgekurbelt und wir erreichen müde und durstig unser Etappenziel Arsita.
In der Bar Centrale erfrischen wir uns bei einem Bier. Wir plaudern mit Rodolfo, dem Barista. Er reserviert uns einen Tisch in der besten Locanda im Ort und erklärt uns den Weg zu unserem Quartier. Plötzlich sind alle Deutsch sprechenden ehemaligen Gastarbeiter von Arsita in der Bar versammelt. Nach zaghaftem Beginn fangen die Burschen dann doch zum Schwätzen an und es ist richtig lustig. Nach einem Erinnerungsfoto kurbeln wir zu unserem B&B und schlagen für heute unser Lager in der „Villa Magara“ auf. Die Senior-Vermieter sind sehr nett und laden uns auf eine Plauderei mit Wein und frischen Feigen ein. Wieder dürfen wir die legendäre Gastfreundschaft Italiens erleben und wir kommen abermals in den Genuss eines Auto-Shuttle-Service zum Restaurant. In der „Lodge Antica“ lassen wir uns zum Abendessen nochmals richtig verwöhnen. Unsere Bikes sind in dieser Nacht wohl die sichersten Italiens, denn abgesehen davon, dass hier niemand „so verrückt ist“ Rad zu fahren, werden diese wieder einmal von mehreren Hunden bewacht.
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